Wandern, das ist eine Leidenschaft, die ich gern teile. Beim Wandern kann man so wunderbar über Gott und die Welt quatschen und zusammen die Natur erleben. Alleine wandern allerdings ist für mich eine Stufe höher. Klar, ich bin oft mit unserer Fellnase unterwegs, da bin ich allerdings nicht allein, Eywa ist ja dabei. Aber die freiwillige Entscheidung zu treffen, dass ich so ganz alleine mit mir und sonst niemandem los ziehe und auf eigene Faust den Wald unsicher mache? Ganz ehrlich? Das habe ich mich bisher nicht getraut!
Herausforderungen sind was feines!
Seit Langem habe ich einen Plan: zum Einen möchte ich unbedingt irgendwann einmal den Jakobsweg gehen (welchen verrate ich noch nicht) und zum anderen möchte ich von unserer Haustür aus bis zum Helpter Berge wandern, alleine. 159 km. Wie also soll ich einen solchen Plan in die Tat umsetzen, wenn ich noch nicht einmal weiß, ob ich überhaupt in der Lage bin, zu wandern ohne jemanden dabei zu haben geschweige denn mit mir alleine zurecht zu kommen?
Letzten Samstag war es dann soweit! Ich packte also meinen Rucksack, meinen Klüngelkram, Tee und ein kleines Picknick, stellte mir schnell meine eigene Route in komoot zusammen und startete. Bloß nicht lang drüber nachdenken, sonst entscheide ich mich noch anders… Da ich mir eine Wanderung in der Rostocker Heide ausgesucht habe, musste ich mit dem Auto starten, das wäre sonst ein kleiner Marathon geworden 🙂 Schon als ich los fuhr überkam mich so ein komisches Gefühl. Ist das gut so allein los zu ziehen? Was ist wenn Dir was passiert? Wildschweine? Umknicken? Hab ich da überhaupt Empfang? Ich kenn mich da ja gar nicht so gut aus.
Trauter Wald – was gibt es Schöneres?
Das waren die Gedanken, die mich dann so während der Autofahrt begleiteten. Und meine Unsicherheit gewann! Als wäre das Auto von selbst gefahren, landete ich also in mir bekanntem Terrain: das Steinfelder Holz – ist ja schon fast mein zweites Zuhause. In irgendeiner Waldeinfahrt fand ich dann eine Parkbucht, parkte das Auto, schnappte meinen Rucksack, blickte noch mal schnell in meiner komoot-app, wo ich mich genau befand bin los gezogen. Es war kalt, es regnete, ich war nervös und überhaupt, das alleine wandern hatte ich mir etwas romantischer vorgestellt.
Räubertöchter müssen sich so fühlen
So lief ich dann die ersten Schritte, erst ziemlich schnell, dann wurde ich schon langsamer. Der Wald zog mich in seinen Bann: Diese Bäume, der Waldboden, der Duft, die Luft, die Geräusche. „Räubertöchter müssen sich so fühlen“ schoss es mir durch den Kopf. Kennst Du Ronja Räubertochter? Den Film aus meiner Kindheit von Astrid Lindgren? In diesem Film gab es die Szene, in der Ronja nach dem Winter in den Wald hinaus rennt, schreiend und voller Glück. Ja, so ähnlich hab ich mich da letzten Samstag gefühlt, natürlich bin ich nicht schreiend durch den Wald gerannt aber innerlich hab ich Ronja gefühlt 🙂
Nach ein paar hundert Metern war meine Nervosität dann auch verflogen. Die Ruhe und Entspannung stellte sich ein und ich entdeckte gefühlt tausend Dinge, die ich bildlich festhalten wollte. Das ist ein kleiner Nachteil am Alleinwandern: Du kannst einfach zu oft und an zu vielen Ecken stehen bleiben, um Fotos zu machen 🙂 Wenn ich mit meinem Mann oder Freunden unterwegs bin, knipse ich nicht so viele Fotos. Da wird eher miteinander gesprochen oder auch einfach mal miteinander geschwiegen.
Der Wald kann auch düster!
In dem Wald kenne ich mich ein wenig aus, ich war schön öfter mit meinem Mann hier, das letzte Mal zur Nachtwanderung. Und ich kannte mein Ziel, die Jagdhütte mitten im Wald, ich liebe diesen Ort: ganz verlassen, schutzgebend und einladend steht sie da. Genau da wollte ich hin und meine Pause machen.
Du kannst Dir meine Räubertöchterrunde hier anschauen, sie ist nicht sehr lang, bietet Dir aber ganz viele tolle Ecken. Meine stärksten Eindrücke nehme ich aus dem dichten Nadelwaldstück mit. Die Tannen und Fichten stehen dort dicht an dicht, der Waldboden ist mit wunderschönem dichten Moos bedeckt und es ist düsterer, als an anderer Stelle. Und genau hier wurde mir auch das einzige Mal etwas mulmig.
Da waren sie dann, die Geräusche, die Du nicht zuordnen kannst, die Stille, die auch mal unangenehm sein kann. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass weit und breit niemand ist, der mir im Falle des Falles helfen könnte. Es knackte hier und surrte da, ein Greif flog über mir herum und schrie. Meine Schritte waren für mein Empfinden viel zu laut, gefühlt hätte man mich bis ins nächste Dorf laufen hören. Ich blickte mich ständig im Wald um. Kam da vielleicht ein Wildschwein um die Ecke?
Kribbeln ist wohl der richtige Ausdruck.
Mir kribbelt es nämlich auch jetzt in meinem Bauch, wenn ich mich nur an dieses Erlebnis zurück erinnere. Ja, ich bin auch stolz! Stolz, in dieser Situation so ruhig geblieben zu sein. Denn ich habe mir von Anfang an gesagt, dass ich nicht in Panik verfallen will. Ein Angsthase bin ich nicht, allein wandern, im Wald, ist für mich jedoch eine große Herausforderung gewesen. Ja, ich bin jetzt schonungslos ehrlich: Ich liebe diese Situationen und hasse sie auch zugleich. Und wenn Du wissen magst, was ich meine, schau bitte mal in mein Video rein und ich bin schon auf Deinen Kommentar gespannt. Was meinst Du, wie würdest Du dich fühlen?
Meine Route führte mich dann raus aus dem Wald und durch ein kleines Dorf namens Völkshagen. Diese kleine Auszeit in der Zivilisation (so fühlte ich mich tatsächlich) tat gut. Ich kam wieder ein bisschen weg von meinem Kribbelbauch und so sah ich dann auch, dass es tatsächlich eine Tour der Steine durch Völkshagen gibt. Die Bilder dazu findest Du in der Tour. Nun wusste ich auch, wer die ganzen, wie ich sie immer nannte, Wandersteine bemalt und positioniert hatte. Ich habe immer bemängelt, dass es hier oben im Norden so wenige ausgewiesene Wanderrouten gibt. Letzte Woche habe ich nun endlich eine gefunden, ich bin sicher, es werden noch einige folgen.
Allein und doch nicht allein!
Die letzten Kilometer in Richtung Jägerhütte waren für mich dann Entspannung pur. Ich war angekommen auf meinem Alleintrip. Keine Nervosität, kein Kribbeln, kein komischer Gedanke. Das war auch wieder so eine Erfahrung mit mir selbst und ich kann Dir nur sagen: tu es, sofern Du es noch nicht ausprobiert hast. Jeder von uns kennt sicher die Momente, in denen wir mit uns selbst sprechen. Ähnlich ist es auch beim mit Dir selbst wandern, in Deinen Gedanken (und manchmal auch stimmlich 😀 ) redest Du mit Dir und es sind tolle Gespräche, die da geführt werden. Also war ich wohl doch nicht ganz allein.
Hier ist es so schön still!
Nachdem die Sonne mir so schöne Augenblicke geschenkt hatte, gab es dann doch noch einen richtigen fiesen Regenschauer und ich war froh, als ich die Jagdhütte endlich sah. Unterstellen, alles auspacken, lecker mein zweites Frühstück genießen und ein paar Zeilen schreiben (ich habe immer ein Notizbuch dabei, damit ich die wichtigen Dinge für die Artikel über meine Wanderungen nicht vergesse). In der Hütte angekommen traf ich noch ein Ehepaar mit ihren drei Hunden und wir kamen kurz ins Gespräch. Auch sie genossen oft diese Gegend, weil es hier einfach so schön still ist.
Ich kann also behaupten, dass ich doch nicht ganz allein im Wald war 🙂 drei Hunde, zwei Menschen und tatsächlich fünf Rehe sind mir über meinen Weg gelaufen. Diese kleine Wanderung allein hat mir die Sicherheit gegeben, dass ich den Helpter Berge allein besteigen werde und auch der Jakobsweg ein Ziel ist, das ich schaffen kann. Natürlich nicht gleich nächste Woche, ein bisschen Zeit zum weiter lernen mit mir selbst zu sein, lasse ich mir auf jeden Fall.
Mein Fazit fällt einfach aus!
Es ist toll, auch mal alleine durch die Welt zu wandern. Allerdings möchte ich keine Wanderung mit meinen lieben Menschen missen. Jede Wanderung an sich hat ihren eigenen Charme und ich habe mir vorgenommen, mindestens einmal im Monat eine Wanderung allein zu unternehmen. Zur Übung und zur Klärung, was ich brauche und was nicht. Was für mich allerdings ganz wichtig ist auf solchen Wanderungen: Mein Mann weiß immer wo ich bin. Falls doch mal etwas sein sollte. Ich teile ihm regelmäßig meinen Standort mit, so fühle ich mich sicher und er ist auch beruhigter. Also, wenn Du jetzt auch Lust bekommen hast, mal ganz allein los zu ziehen, vergiss diesen wichtigen Punkt nicht: Deinen Kontakt für den Notfall! Im kommenden Artikel werde ich auch auf dieses Thema eingehen und Dir erzählen, was sich alles in meinem Rucksack befindet, gerade bei Alleinunternehmungen ist ein gut gepackter Rucksack der halbe Weg.
Warst Du schon allein unterwegs? Erzähl mir doch gern über Dein Abenteuer in den Kommentaren, ich freue mich darüber.
Und jetzt wünsche ich Dir ein tolles Wochenende, geh raus und genieß die Natur,
Deine Frau Fippel
Hallöchen.. Sehr schön geschrieben und gestaltet.. Dieset Wald ist ja auch mein zu Hause zum entspannen und Seele runter kommen lassen.. Ich wünsche dir alles Liebe und freue mich für dich… Mein Ziel ist es den Jakobsweg zu gehen… Ein lieben Gruß von Anja aus Steinfeld.. 😇🍀🍀😎😘
Hallo Anja, schön, Dich hier zu lesen 🙂 Und ja, der Jakobsweg…das ist schon ein Traum! Danke für Deine Worte und liebe Grüße nach Steinfeld 🙂
Ach Nicole, so ein schöner Artikel. Ich freu mich immer auf Samstag wenn du einen neuen Artikel veröffentlichst. Man fühlt sich als würdest du einen ein bisschen mitnehmen auf deine Wanderung. Fühl dich gedrückt ❤️😘
Steffi, Du Herz 🙂 Danke für Deine Worte! Das freut mich sehr, denn genau das ist ja mein Ziel, Dich ein wenig auf meine Wanderungen mitnehmen. Und weißt Du wie toll der Seenweg wird 😀 Ich bin jetzt schon ganz hibbelig, wenn ich daran denke!
Meine Liebe!
Ein wunderschöner Artikel. Am liebsten würde ich sofort die Wanderschuhe schnüren und als Ronja durch die Wälder streifen.
Liebste Grüße
Michèle
Liebe Michele,
Morgen ist die Gelegenheit 😀 raus mit Dir & ab in den Wald. Ronja hat den Wald ja auch im Winter unsicher gemacht 😀
Ganz viele Umarmungen in den Odenwald :-*
Alleine durch den Wald? Handyempfang? … Ja, so etwas Ähnliches habe ich schon erlebt. Zwar war ich nicht alleine, aber ohne Handyempfang und hatten uns leider hoffnungslos im Wald verlaufen. Die Lösung: immer der Nase nach sehr langer Zeit kamen wir an eine Straße. Fazit: Technik ist gut, aber wir nehmen in Zukunft immer noch eine Wanderkarte mit. Oder laufen nicht mehr durch den Wald …. 🤣
ohjeeee Maike, verlaufen im Wald – das kann ich auch 😀 oder vielmehr wir 😀 Meine Wanderkarten kann ich zum Glück auch offline lesen. Mir kam der Gedanke mit dem Empfang bezüglich telefonieren…falls ich Mut unterwegs brauche…Du weißt schon 🙂 Allerdings bin ich bei Dir, Wanderkarten sind eine fantastische Erfindung und der Kompass!
Ein interessanter und zugleich mutiger Artikel bzw. mutig, allein durch den Wald zu streifen. Es bringt sicherlich ganz eigene Erfahrungen mit sich – in jeglicher Hinsicht.. Ich hoffe, dass du tolle und positive Resonanzen aus Deinen „Ronja-Räubertochter-Wald-Streifzügen“ für Dich mitnehmen kannst und Du immer in Sicherheit bist!! Ich freue mich auf den nächsten Artikel von Dir. Lieben Gruß
Danke liebe Corinna,
wenn ich jetzt von dem ersten Streifzug ausgehe, kann ich sagen, dass es eine tiefe und tolle Erfahrung war. Der Entschluss zum Helpter Berge zu wandern, mehrere Tage allein, hat sich gefestigt. Darauf freue ich mich dieses Jahr als highlight 🙂 Ganz liebe Grüße an Dich 🙂
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